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Biodiversitätsschutz

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Aktuelle Forschungsschwerpunkte im Bereich Biodiversitätsschutz sind:

  • Identifizierung relevanter Verhaltensweisen zum Biodiversitätsschutz 
  • Kognitive Verzerrungen und Heuristiken in der Wahrnehmung von Biodiversität 
  • Untersuchung umweltpsychologischer Einflussfaktoren auf den Schutz von Insekten-, Vogel- und Pflanzenarten in Deutschland 
  • Emotionen und Empathie zum Schutz der Biodiversität 
  • Optimierung regionaler Stakeholdernetzwerke im regionalen Naturschutz

 

Übersicht über Forschungsthemen unserer Abteilung:

Identifizierung und Priorisierung von Verhaltensweisen im Vogelschutz

Beteiligte Forscher: Milan Büscher, Florian Fiebelkorn

Um Vögel effektiv zu schützen muss sich menschliches Verhalten ändern und anpassen (Schultz, 2011). Tatsächlich gibt es bereits einen guten Forschungsstand zu effektiven Methoden um Verhalten zu verändern, jedoch ist dies oft sehr aufwendig. Daher ist es wichtig zu wissen, welche Änderungen von Verhaltensweisen Vögel am besten Schützen (Nielsen et al., 2021). Aus diesem Grund haben wir in Deutschland relevante Vogelschutzverhaltensweisen durch Experteninterviews identifiziert und im Anschluss mithilfe von zwei Fragebögen priorisiert. Priorisierte Verhaltensweisen sollten einerseits effektiv Vögel schützen, aber auch ein hohes Änderungspotenzial vorweisen, und sie nicht bereits regelmäßig durchgeführt werden (Selinske et al., 2020).

Unsere Studie zeigt, dass der Beitritt in einen Naturschutzverein, die Verbreitung von Enthusiasmus und das Aufzeigen von Problemen, die am ehesten zu priorisierenden Verhaltensweisen sind. Entsprechend können sich der praktische Vogelschutz und die Verhaltensforschung auf diese Ergebnisse stützen, um die Situation von Vögeln in Deutschland zu verbessern.

  • Nielsen, K. S., Marteau, T. M., Bauer, J. M., Bradbury, R. B., Broad, S., Burgess, G., Burgman, M., Byerly, H., Clayton, S., Espelosin, D., Ferraro, P. J., Fisher, B., Garnett, E. E., Jones, J. P. G., Otieno, M., Polasky, S., Ricketts, T. H., Trevelyan, R., van der Linden, S., . . . Balmford, A. (2021). Biodiversity conservation as a promising frontier for behavioural science. Nature Human Behaviour5(5), 550–556. Link
  • Schultz, P. W. (2011). Conservation Means Behavior. Conservation Biology25(6), 1080–1083. Link
  • Selinske, M. J., Garrard, G. E., Gregg, E. A., Kusmanoff, A. M., Kidd, L. R., Cullen, M. T., Cooper, M., Geary, W. L., Hatty, M. A., Hames, F., Kneebone, S., McLeod, E. M., Ritchie, E. G., Squires, Z. E., Thomas, J., Willcock, M. A. W., Blair, S., & Bekessy, S. A. (2020). Identifying and prioritizing human behaviors that benefit biodiversity. Conservation Science and Practice2(9). Link

Wie nimmt die deutsche Bevölkerung die Biologische Vielfalt und ihren Verlust wahr?

Beteiligte Forscherinnen und Forscher: Annike Eylering, Florian Fiebelkorn 

Eine hohe Biodiversität ist ein entscheidender Indikator für ein gesundes Ökosystem. Allerdings sinkt diese zusehend, verursacht durch z. B. den Klimawandel oder Landnutzungsveränderungen (IPBES, 2019). Da vor allem menschliches Verhalten als Ursache identifiziert werden kann, ist es entscheidend zu wissen, was sich Menschen unter dem Konzept der Biodiversität vorstellen und wie sie den Verlust wahrnehmen. Umwelt- und kognitionspsychologische Konstrukte können zur Erfassung von Vorstellungen und Wahrnehmungen helfen. 

In unserer Abteilung haben wir Vorstellungen zu den Reizwörtern „Biologische Vielfalt“ und „Verlust biologischer Vielfalt“ über einen freien Wort-Assoziationstest erhoben und diese anschließend in Assoziationsnetzwerken dargestellt und analysiert (in Anlehnung an Vlasak-Drücker et al., 2022). Darüber hinaus ist es möglich, Wahrnehmungen zum Verlust der Biodiversität über mehrere Dimensionen zu erfassen, z. B. wahrgenommene Realität des Verlusts der Biodiversität sowie Gründe und Konsequenzen, die mit dem Verlust der Biodiversität einhergehen. Zudem untersuchen wir, ob der Verlust der Biodiversität zeitlich oder räumlich als nah wahrgenommen wird. Die Untersuchung der Wahrnehmung über diese Dimensionen wurde bereits in der Studie von Van Valkengoed et al. (2021) zum Klimawandel untersucht. 

Beide Vorgehensweisen können in anderen Ländern und Kontexten eingesetzt werden. Ergebnisse aus unseren Untersuchungen können dabei unterstützen, konkrete Bildungskampagnen zum Schutz der Biodiversität zu entwickeln.

  • IPBES. (2019). Global assessment report of the intergovernmental science-policy platform on biodiversity and ecosystem services (E. S. Brondizio, J. Settele, S. Díaz, & H. T. Ngo, Eds.). IPBES Secretariat.
  • Van Valkengoed, A. M., Steg, L., & Perlaviciute, G. (2021). Development and validation of a climate change perceptions scale. Journal of Environmental Psychology76(101652). Link
  • Vlasák-Drücker, J., Eylering, A., Drews, J., Hillmer, G., Carvalho Hilje, V., & Fiebelkorn, F. (2022). Free word association analysis of Germans’ attitudes toward insects. Conservation Science and Practice4(9:e12766). Link

Optimierung regionaler Stakeholdernetzwerke im regionalen Naturschutz

Beteiligte Forscher: Felix Przesdzink, Florian Fiebelkorn

Viele Naturschutzprojekte scheitern nicht an fehlendem Wissen über die Bedrohung von Ökosystemen oder über tragfähige Schutzkonzepte, sondern am mangelnden Wissenstransfer in effektive Maßnahmen sowie an Landnutzungskonflikten, z.B. mit landwirtschaftlichen Akteuren (Guerrero et al., 2013; Knight et al., 2006). Daher kann eine Verstärkung von Informationsaustausch und Zusammenarbeit zwischen theorie- und praxisorientierten Naturschutzakteuren sowie zwischen Naturschutzakteuren, Landnutzergruppen und Behörden die Effektivität und Akzeptanz von Naturschutzvorhaben erhöhen. Nachhaltige und in der Breite tragbare Nutzungskonzepte für Umweltressourcen müssen von möglichst allen Stakeholdern gemeinsam erarbeitet werden.

In unserer Abteilung arbeiten wir mit sozialen Netzwerkanalysen und Stakeholderanalysen, um die Umweltakteure einer Region sowie ihre Interaktionen miteinander zu kartieren und charakterisieren. Die Stakeholderanalyse kann komplementäre Eigenschaften, beispielsweise Ressourcen(-bedarfe) oder Organisationskulturen, der einzelnen Stakeholder identifizierten und aufzeigen, zwischen welchen von ihnen Kooperationen am ehesten zu forcieren sind und am wahrscheinlichsten konfliktfrei ablaufen (Reed et al., 2009, Przesdzink et al., 2023). Mithilfe der Netzwerkanalysen kann dieser „Vernetzungsbedarf“ mit dem aktuellen Stand der Interaktionen zwischen den Stakeholdern abgeglichen und strukturelle Schwachstellen im Netzwerk können identifiziert werden (Mills et al., 2014; Vance-Borland & Holley, 2011). Auf dieser Grundlage kann eine „Optimierung“ regionaler Stakeholder Netzwerke angegangen werden (Przesdzink et al., 2022).

  • Mills, M., Álvarez-Romero, J. G., Vance-Borland, K., Cohen, P., Pressey, R. L., Guerrero, A. M., & Ernstson, H. (2014). Linking regional planning and local action: Towards using social network analysis in systematic conservation planning. Biological conservation169, 6-13.
  • Przesdzink, F., Herzog, L. M., & Fiebelkorn, F. (2022). Combining Stakeholder-and Social Network-Analysis to Improve Regional Nature Conservation: A Case Study from Osnabrück, Germany. Environmental Management69(2), 271-287.
  • Reed, M. S., Graves, A., Dandy, N., Posthumus, H., Hubacek, K., Morris, J., ... & Stringer, L. C. (2009). Who's in and why? A typology of stakeholder analysis methods for natural resource management. Journal of environmental management90(5), 1933-1949.
  • Vance‐Borland, K., & Holley, J. (2011). Conservation stakeholder network mapping, analysis, and weaving. Conservation Letters4(4), 278-288.